Ungebremst läuft da nur eine Auto-Werbung

Kurier vom 08.03.2004

Andrea Amort

Einige haben sich daran gewöhnt, andere nicht. Der Tanz-Begriff hat in den letzten Jahren eine ästhetische und gestalterische Erweiterung erfahren. Die Gattung der Performance hat eine neue Daseinsberechtigung erlangt und das traditionelle Tanz-Verständnis vorübergehend alt wirken lassen.

Das jährliche Off-Festival "imagetanz" im dietheater Künstlerhaus hat jedenfalls mit einer Performance begonnen, die für aktuelle und kluge Unterhaltung steht und ihrer Form nach auch in jedem anderen gegenwartsbezogenen Theater-Festival Platz finden würde.

Der in Wien ansässig gewordene Franzose Philippe Riera (Ensemble Superamas) spielt in "Pure Projections" auf intelligente Art mit Formen der Kommunikation, der Meinungsbildung, der geschichtlichen Überlieferung und weist letztendlich daraufhin, dass vieles, was wir denken und zu wissen glauben, reine Projektion ist. Subjektiv aus eigener Anschauung, das ist das Leben.

Am Tisch sitzend, legt zunächst Riera seinem Gegenüber Pierre Rubio Fragen auf Papier vor, die er selbst, ebenfalls auf Papier vorbereitet, beantwortet. Der Partner wird zur Marionette eines Schemas, aus dem er kaum ausbrechen kann, will er das "Gespräch" fortsetzen. Nach der Pause wird auf diese Art Rubio verfahren und Riera unter anderem dazu bringen, sich Frauenkleider anzuziehen. Als Mittelteil zwischen den "Dialogen" läuft ein "Foto-Roman"auf einer Videowand. In "Body, History, Images . . . & Tourism" werden Denk- und Sprechstrategien in Einzelteile zerlegt. Es gibt keine Kontinuität. Ungebremst läuft dazwischen nur eine Auto-Werbung.

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